Kapitel 1 - Leben in vollen Zügen

ihrer Standardsätze, wie er mit der Zeit merken sollte. Dabei spitzte ein Lächeln ihre Mundwinkel, während die leicht hoch gezogenen Augenbrauen das Bedürfnis nach Distanz verrieten, wenn nicht gar Verlegenheit.

»Zum Beispiel möchte ich wissen, wo Sie arbeiten, was Sie machen.«

»Können Sie vergessen. Belangloser Job. Aber jetzt muss ich aussteigen.«

»Fahren Sie regelmäßig um diese Zeit? Trifft man Sie vielleicht mal wieder? Bis dahin habe ich mir auch neue Fragen ausgedacht und einen Lektürevorschlag, der Sie garantiert auch in der Bahn fesselt.«

»So, so.«

»Könnte sein, dass man sich trifft; könnte aber auch nicht sein. Morgen nehme ich wahrscheinlich wieder diesen Zug. Eigentlich fahre ich früher nach Hause, aber zurzeit habe ich sehr viel Arbeit. Eine Kollegin ist krank, eine in Urlaub. Und jetzt tschüss. Ich habe Ihnen schon viel zu viel verraten.«

»Wie heißen Sie eigentlich? Das möchte ich jetzt noch wissen.«

Sie verweigerte die Antwort mit der Begründung, dass dies jetzt nun wirklich keine Rolle spiele und zu weit ginge. Er ignorierte ihre Einwände und stellte sich vor:

»Ich heiße Arnulf Hülferich. Sorry, ist ein blöder Name; ich kann ihn nicht sonderlich leiden, wurde aber nicht gefragt, als er mir angeklebt wurde. Sonst hätte ich laut protestiert.«

Warum sagt er ihn dann? Im Gegensatz zu ihm, habe ich ihn nicht danach gefragt.

Antworten auf persönliche Fragen vermied sie so weit wie möglich; wenn sie von Männern gestellt wurden generell.

Der Zug verminderte seine Geschwindigkeit. Gloria Sagarra stand auf, zog ihren Anorak an, nahm ihre Tasche und ging zur Tür. Er hinterher, denn Heppenheim war auch sein Ziel. Dort wurde er regelmäßig von seiner Frau Monika abgeholt, die nicht weit vom Bahnhof entfernt arbeitete. Von hinten schätzte er ihre Größe auf gut einen Meter 60 und ihr Gewicht auf rund 50 Kilogramm.

»Tschüss, bis morgen.«

»Guten Abend.«