Kapitel 1 - Leben in vollen Zügen
Bald versorgte er sie auch mit Sendungsmanuskripten und diversen Medieninformationen. Sie hingegen bot an, Theaterkarten zu organisieren, nicht nur für Darmstadt, sondern auch fürs Badische Staatstheater in Karlsruhe und die Oper in Frankfurt. Beim Theater ist es wie beim Rundfunk: Man kennt und hilft sich gegenseitig. Zwar waren die Karten nicht billiger, was er auch nicht wollte, aber die Bestellerei war einfacher, und vor allem hatte er die Sicherheit, die Aufführungen besuchen zu können, die Monika und ihn interessierten. Gelegentlich kam es in solchen Fällen auch vor, dass sie, wenn sie Abenddienst gehabt hatte, nach der Vorstellung mit ihnen im Auto nach Hause fuhr, schließlich wohnten sie nicht weit von Heppenheim entfernt. So musste sie zu später Stunde nicht erst zum Bahnhof. Auch Wartezeit entfiel, denn die Zugverbindungen abends waren doch deutlich schlechter als tagsüber.
Nach einigen Wochen war so eine Art freundlich-distanzierte Beziehung zwischen Arnulf Hülferich und Gloria Sagarra entstanden, basierend auf Gesprächen über Kunst und Kultur, über Theater und Medienrummel und belanglosem Smalltalk. Inzwischen hatte er auch erfahren, dass die junge Frau aus Norddeutschland zugezogen und, was gelegentlich schon angeklungen war, ein ausgesprochen schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern hatte, insbesondere zu ihrem Vater. Das hatte sich durch einen letztlich gescheiterten Umzug noch drastisch verstärkt. Weil sich Gloria durchaus bewusst war, dass ein Teil ihrer Probleme auch damit zu tun hatte, dass sie noch immer zu Hause wohnte, plante sie einen Wohnungswechsel. Die neue Bleibe musste einigermaßen bezahlbar sein und eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel haben. Zwar hatte sie, wie er inzwischen wusste, ein Auto, das wollte sie aber verkaufen und sich vom Erlös eine Küche anschaffen. Nach langem Suchen hatte sie eine kleine, wie sie meinte, passende Wohnung gefunden. Doch der Umzug lief nicht ohne Katastrophen ab. Beim Transportieren von Schrankteilen hatte ein Möbelpacker die Wand im elterlichen Treppenhaus etwas beschädigt, was ihren Vater zu einem maßlosen Wutanfall provozierte. Die Leute hörten sich das eine Weile an, aber als der Mann mit seinem Geschrei unter der Gürtellinie angekommen war, stellten sie die Arbeit ein und drohten, die bereits