Kapitel 1 - Leben in vollen Zügen

»Die helfen Ihnen doch sicher auch, oder?«

»Schön wär's.«

Die hätten für ihre Interessen wenig übrig, erklärte sie. Ihr Vater halte Beschäftigung mit Kunst für Geld- und Zeitverschwendung. Andauernd meckere er herum, wenn sie was in diese Richtung unternehme, und ihre Mutter sammle Schneekugeln. Sie erhalte da nicht nur keine Unterstützung, sondern müsse auch noch vieles im Geheimen machen. »Das nervt«, sagte sie mit traurigem Unterton, und ihre Augen sprachen dieselbe Sprache. Arnulf lockte sie mit dem Vorschlag, das Buch für sie zu kaufen. Als Medienmensch erhalte er bei vielen Verlagen Kollegenrabatt. Das sei zwar nicht ganz legal, denn Rundfunker seien nun mal keine Buchhändler. Aber die Verlage wollten verkaufen, und er wisse es zu schätzen. Das Ausgefuchsteste in dieser Hinsicht habe er mal bei einem juristischen Fachverlag aus München erlebt, der auch eine renommierte Sachbuchsparte betreibe. Auf seine Anfrage nach Kollegenrabatt meinte man dort, dies sei leider nicht möglich, weil Rundfunk- und Fernsehanstalten keine Buchhandlungen seien. Und gerade sie als Verleger von juristischen Standardwerken müssten genau und korrekt bei der Einhaltung der Buchpreisbindung sein. Aber er hätte ja um zwei Bücher gebeten. Aus diesem Grund mache man ihm den Vorschlag, ihm eines zu schenken. Das müsse er allerdings voll bezahlen. Seitdem kenne er den tieferen Sinn eines juristischen Fachverlages.

Gloria Sagarra lachte herzlich und bekundete Zustimmung zu seinem Vorschlag.

»Wenn's Ihnen nichts ausmacht, versuchen Sie es mit Ihren Beziehungen. Vielleicht haben Sie ja Glück und ich mit Ihnen. Ich wäre Ihnen auf jeden Fall dankbar.«

In der Bahn nahm Arnulf den Gesprächsfaden wieder auf. In seinem Kopf war die Idee aufgekeimt, von seiner ersten Begegnung mit spanischer Malerei zu erzählen und so Gloria Sagarra zu überlisten, etwas von sich preiszugeben, ohne es zu wollen oder zu merken. Ein Stück weit war das seine Art, mit Menschen umzugehen. »Du kannst die Leute in die Ecke schieben, in der Du sie haben willst. Das machst Du richtig gut, und mit »gut« meine ich jetzt ziemlich perfide, damit wir uns richtig verstehen«, hatte Monika ihm während einer heftigen Auseinandersetzung vorgeworfen, die sie vor Jahren miteinander ausgefochten hatten. Er hatte